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Asphalt Tiger spaziert durch die Geschichte. Sanssouci. Einmal im Jahr muss man da hin. Im Herbst. Trauben ernten an den Hängen des Weinbergs, direkt unterm Schloss. Andere waren vor ihm da und haben geerntet. Andere waren kleiner als er. Asphalt Tiger stellt sich auf die Zehenspitzen und erntet die Trauben, die ganz oben hängen. Sie schmecken süss. Unten am Weinberg stehen die Wächter mit verschränkten Armen.
Der Park ist ordentlich, obwohl die Natur dort schon sehr alt ist. Natur hält lange!
Natürlich nicht ewig. Auch an Natur nagt der Zahn der Zeit. Vor allem aber am Stein nagt der Zahn der Zeit. Während Natur weich ist und wieder heile wird und weiter wächst, ist Stein hart und muss geflickt werden.
Die Preußen haben scheints Erfahrung im Flicken. Franz Hessel berichtet, das Denkmal Friedrich Wilhelms III. im Tiergarten sei so „genau und gründlich“ ausgeführt, es fehle „nicht einmal der Riester am Stiefel des sparsamen Monarchen, der bisweilen geflicktes Schuhwerk getragen haben soll.“ (Franz Hessel 1979 [1929]: Spazieren in Berlin, S. 147)
Wie die Geschichte gezeigt hat, hält auch Flickwerk nicht ewig. Aber beruhigend ist vielleicht, dass nach altem Flickwerk meist neues Flickwerk kommt. Und die Geschichte lehrt uns, dass dem, der aufs Ganze will, gehörig zu misstrauen ist!
Beruhigend auch, was Asphalt Tiger an anderer Stelle im Park Sanssouci sieht:
„Au weia!“ Jedem Kind grausts vor dem Magier, der die Frau zersägt. Jedes Kind weiss: Das kann doch nicht gut gehen!
Wie tröstlich ist doch der Beweis, dass auch hier erfolgreich geflickt werden kann! Und dass das über Jahrhunderte hält!
Freilich: Die zersägte Frau hat sich schon seit Jahrhunderten nicht mehr bewegt.
Also: Besser sein lassen. Das Zersägen. Sexistische Kackscheisse.